Die „Stromtrasse“
Beim Thema der „Straba Nord“, dem Würzburger Norden die seit Jahrzehnten versprochene Anbindung an attraktiven, hochwertigen ÖPNV zu ermöglichen, sollten Versbach und Lengfeld immer zusammen gedacht werden. Beide Stadtteile verdienen eine gute Anbindung an die Innenstadt. Während für die Strecke nach Versbach sich eine Führung stark aufdrängt, nämlich entlang und in der breit angelegten und für die Verkehrsbedürfnisse überdimensionierten Versbacher Straße, werden für Lengfeld mehrere Varianten diskutiert. Die Varianten werden im Lauf des Jahres 2022 durch Fachgutachten miteinander verglichen, deren Ergebnissen wir nicht vorgreifen wollen. Dennoch seien hier die Stärken und Schwächen der einzelnen Vorschläge dargestellt. „Gute“ Varianten würden in jedem Fall im Sinne der Wirtschaftlichkeit möglichst viele Siedlungsschwerpunkte in Lengfeld auf möglichst kurzem Schienenstrang erschließen.
Die „grüne Variante“ würde recht früh, schon im Bereich des Faulenbergareals, von der Versbacher Strecke (in rot) abzweigen. Die erschlossenen Siedlungsschwerpunkte sind in farbigen Flächen dargestellt. Die grüne Variante würde die Bereiche „Heisenbergstraße“, „Sonnfeld“ und das neue Entwicklungsgebiet „Lengfeld Nord“ gut abdecken und könnte im Bereich des Gewerbegebietes um IKEA enden:

Alle weiteren Siedlungsbereiche von Lengfeld und auch der Lindleinsmühle müssten mit einem Busergänzungsnetz versorgt werden, das in etwa so aussehen könnte und die nun violett eingefärbten Bereiche anfahren müsste:

Die „blaue Variante“ würde ebenfalls am Faulenbergareal abzweigen und wäre wesentlich kürzer. Aber schon aus dem folgenden Bild lässt sich schnell erkennen, dass sie außer dem Pilziggrund keine weiteren Erschließungseffekte hat:

Entsprechend umfangreich müsste ein Busergänzungsnetz aussehen, ein insgesamt wirtschaftlicherer Betrieb gegenüber der reinen Busbedienung heute ließe sich kaum erwarten:

Wir haben also nach Möglichkeiten gesucht, mehr dieser Lengfelder Siedlungsbereiche direkt an die Straba anzuschließen und auch die Lindleinsmühle besser zu bedienen. Hier drängt sich eine andere Linienführung förmlich auf: Eine Lengfelder Strecke würde erst in der Lindleinsmühle abzweigen und in einer druch die Hochspannungsleitung freigehaltenen Schneise hinauf zum Sonnfeld führen. Die Brücke unter der B 19 hindurch ist breit genug und kann von der Straba mit benutzt werden. Auf der anderen Seite geht es ebenso über die Stromtrasse hinunter ins Kürnachtal und auf der gegenüberliegenden Talseite wieder hinauf auf die Hochfläche. Eine solche Trassenführung würde die Mehrzahl aller wichtigen Siedlungsbereiche abdecken.

Das Busergänzungsnetz könnte viel sparsamer ausfallen, der Pilziggrund kann von einer Buslinie, die ins Gewerbegebiet Ost ohnehin erforderlich ist, mitbedient werden, etwa so wie die heutige Linie 26.

Für die Lindleinsmühle ergibt sich so ein wesentlich besserer Takt mit alle 7,5 Minuten statt nur alle 15 Minuten wie bei der grünen oder blauen Variante.

Zudem verringert sich die gesamte Baulänge, also die Länge der insgesamt zu bauenden Gleisstrecken von 9,3 km (rote + grüne Varainte) bzw. 8,2 km (rote + blaue Variante) auf nur noch 7,7 km (rote + gelbe Variante „Stromtrasse“).

Die folgenden Luftbilder verdeutlichen den gedachten Streckenverlauf:


Wenn man sich die Stromtrassenvariante vor Augen hält, sind teilweise erhebliche Höhenunterschiede zu überwinden. Durch eine geschickte Streckenführung und einige wenige Kunstbauten (kurze Unterfahrungen, eine Brücke über die Kürnach) können die Steigungen aber unter 9% gehalten werden, so dass sie nicht steiler ausfallen als auf der Heuchelhoframpe und damit für Würzburger Verhältnisse keine Besodnerheit darstellen.

Die Brücken und kurzen Tunnel sowie der Geländeeinschnitt zur Überwindung des östlichen Kürnachtalhanges sind natürlich Kostenfaktoren. Allerdings wirkt vorteilhaft, dass im Bereich der Stromtrasse keine Rücksicht auf Bestandsgebäude und Straßen genommen werden muss und weitgehende Baufreiheit herrscht, was die Baukosten senken hilft. Einen eigenen Gleiskörper in bestehende Straßen einzubauen und dabei bestehende Leitungen umverlegen zu müssen, verursacht ebenfalls nicht zu unterschätzende Kosten.